Station 03: Aussichtspunkt Kurtine
Die mittelalterliche Stadtanlage Fürstenfelds präsentierte sich als ein durch eine steinerne und mit Türmen versehene Ringmauer umgebenes längliches Viereck, an dessen Schmalseiten die beiden Stadttore sitzen und deren nordöstliche Langseite durch die Terrassenkante zur Feistritz hin vorgegeben ist. Die südliche Langseite wird hingegen nur durch einen leichten Terrainabfall gebildet und wurde deshalb durch einen Stadtgraben gesichert, der auch an der schmalen Westseite fortgesetzt wurde. Als Domenico dell’Allio 1556 mit der Neubefestigung Fürstenfelds nach italienischer Manier begann, hielt er sich an die vorhandene Grundform und konzentrierte sich aus Kostengründen vorerst auf den Bau von Bastionen an den Ecken des Stadtvierecks. Zum Baufortschritt an der südlichen Langseite ist aus dem Jahr 1557 bekannt, dass der Stadtgraben vom Schutt der mittelalterlichen Mauer gesäubert und kontinuierlich in Richtung Ungarbastei verlängert wurde. Ende 1559 war die Festungsmauer von der Augustinerbastei zum Ungartor hin auf eine Länge von ca. 45 Meter angewachsen.
Erdbauten aus Zeitgründen
Im Jahr 1565 verfasste Domenico dell’Allios Nachfolger Francesco Thibaldi (Thebaldi) zwei Berichte über den Zustand der Fürstenfelder Befestigungen. In seinem ersten Schreiben vom 18. März 1565 befürwortete er für den weiteren Ausbau der Anlagen den Erdbau, da man andernfalls mit einer Bauzeit von vierzig Jahren rechnen müsse, wenn alle Kurtinen (also die Wälle zwischen den Bastionen) aufgemauert werden sollten. Seinem zweiten Bericht vom 19. Juni 1565 legte er einen Plan bei, der alle vorhandenen und alle vorgeschlagenen Bauwerke ersichtlich macht. Daraus ist deutlich zu erkennen, dass damals die lange Feistritzseite, die östliche Schmalseite und der östliche Teil der Südseite von der Ungarbastei bis zur geplanten Mittelbastei bei der Pfeilburg nur durch die mittelalterliche Ringmauer gesichert wurden und es zu diesem Zeitpunkt offensichtlich gar nicht geplant war, an allen vier Seiten gemauerte Kurtinen zu errichten.
Kurtine enstand Mitte des 17. Jahrhunderts
Die heute noch bestehende Kurtine zwischen Ungarbastei und Kavalier entstand erst Mitte des 17. Jahrhunderts. Als nämlich im Jahr 1651 der Hofkriegsingenieur und Baumeister Thobias Creuztaller vom österreichischen Hofkriegsrat beauftragt wurde, die Fürstenfelder Befestigungsanlagen zu besichtigen, Schäden festzustellen und die notwendigen Reparaturen vorzuschlagen, gab er sieben besonders vordringliche Mängel an. Neben der Errichtung des Kavaliers vor der Pfeilburg forderte er auch, dass die neu angefangene Kurtine von der Ungarbastei bis zur Pfeilburg auszubessern und jene von der Pfeilburg bis zur Klosterbastei neu zu bauen sei. Diese Mängel wurden in den folgenden Jahren jedoch nicht behoben, denn auch der kaiserliche Oberingenieur Martin Stier bekrittelte 1657, dass man zwar begonnen habe, die Kurtine zwischen Ungar- und Klosterbastei aufzumauern, sie sich zum Großteil aber nur als dünnes Meyerle mit Erdaufschüttung und ohne Brustwehr präsentiere.